Frau Iryna, erzählen Sie uns bitte, wie der Unterricht abläuft?
Wir beginnen jede Lektion mit einem freundlichen Kreis – wir halten uns an den Händen und singen:
„Zusammen sind wir eine Familie,
Wir sind Freunde – du und ich.
Lächle dem Linkstehenden an,
Lächle dem Rechtsstehenden an.
Wir sind eine Familie!“
Mir ist es sehr wichtig, dass sich die Kinder als Teil unserer großen ukrainischen Familie fühlen: Im Kreis findet eine emotionale Anpassung statt, es entsteht Empathie und Akzeptanz für alle, die heute bei uns sind.
Die Kinder sind noch recht klein und wollen spielen, etwas erzählen, ihre Eindrücke und Emotionen teilen. Deshalb findet jeder Unterricht mit Elementen der Improvisation und Kreativität statt. Oft muss etwas verändert werden, unter Berücksichtigung der Stimmung der Kinder.
Unsere Treffen sind immer multifunktional. Zuerst bereiten wir das Gehirn durch kinesiologische Übungen auf ernsthafte Lernaktivitäten vor und entwickeln die Konzentration sowie das Zusammenspiel der rechten und linken Gehirnhälfte. Dann wiederholen wir die Regeln: Die Regel der erhobenen Hand, einer spricht – die anderen hören zu.
Natürlich lernen wir die Laute und Buchstaben, üben das Lesen, entwickeln zusammenhängende Sprache, arbeiten an unseren Zählkenntnissen und lernen Zahlen und Nummern innerhalb von zehn durch Gedichte und Bilder auswendig. Wir entwickeln auch unsere Feinmotorik, indem wir zeichnen und schreiben und verschiedene Lernspiele spielen wie „Finde den Klang“ oder „Die Zahl ist verloren“.
Warum ist es wichtig, dass ukrainische Kinder eine Vorbereitung auf die Schule haben? Vor allem deshalb, weil einige Familien planen, in die Ukraine zurückzukehren. Einige werden ab September bereits eine ukrainische Schule besuchen. Da Kinder in Wien oft weniger ihrer Muttersprache ausgesetzt sind und nicht die Möglichkeit haben, einen ukrainischen Kindergarten zu besuchen, in dem solche Vorbereitungsarbeiten immer durchgeführt wurden und eine entsprechende Umgebung für zukünftige Schüler geschaffen wurde.
Es ist auch wichtig für ukrainische Kinder, die in Wien bleiben. Denn sie lernen Lesen, Schreiben und Kommunikation in ihrer Muttersprache und finden Freunde, mit denen sie oft außerhalb des Klassenzimmers auf Ukrainisch kommunizieren.